Stuttgarter Historiker erforscht Zusammenarbeit von AP mit NS-Regime
"Eine klandestine, tägliche Kooperation zwischen Associated Press und dem Büro Laux, einer inoffiziellen Agentur von SS und Auswärtigem Amt, während der Kriegsjahre 1942–1945" - so lautet der Befund des Stuttgarter Historikers Norman Domeier, der seine bisherigen Forschungsergebnisse zur Geschichte der Associated Press in einem Beitrag für die Zeithistorischen Forschungen zusammengefasst hat. Darüber hat jetzt auch die Neue Zürcher Zeitung berichtet.
Domeier hat dafür einen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs verfassten Bericht des Geschäftsführers der 1931 gegründeten Associated Press GmbH namens Willy Brandt an den ehemaligen Berliner AP-Korrespondenten Louis P. Lochner ausgewertet. Dieser war nach dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 für fünf Monate inhaftiert, ehe er über Lissabon in die USA ausreisen konnte. Brandt beschreibt in dem Bericht, wie er daran mitgewirkt hat, dass von 1942 bis zum Frühjahr 1945 auf getarnten Wegen schätzungsweise 40 000 Fotos zwischen AP und dem Büro Laux ausgetauscht wurden, einer geheimen Agentur von SS und dem Auswärtigem Amt in Berlin. Die US-Zenturbehörde war informiert und hatte keine Einwände gegen den Austausch. Die Dokumente dazu hat AP in einem Bericht über die Geschichte von AP im NS-Regime dargestellt. Auch der Bericht von Willy Brandt ist vom AP-Archiv online veröffentlicht worden, in der deutschen Originalfassung und in einer Übersetzung, die 2001 vom damaligen Geschäftsführer der bis 2009 bestehenden AP GmbH, Stephen H. Miller angefertigt wurde.
Damit habe sich AP zum Erfüllungsgehilfen der NS-Propaganda gemacht, kritisiert Domeier. Die Agentur habe handverlesene NS-Fotos in die amerikanische und internationale Presse gebracht. Als Beispiel nennt er das Foto von Hitler und Mussolini kurz nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944: "Bereits am 23. Juli konnten sich die amerikanischen Zeitungsleser ein Bild davon machen, dass der 'Führer' wohlauf war. Jeder potentiellen alliierten Unterstützung für den Staatsstreich der Attentäter um Stauffenberg wurde auch dank der rasant schnellen Bildberichterstattung, die durch die eingespielte AP-/Büro-Laux-Verbindung möglich war, die Spitze abgebrochen."
dpa-Fotografin Britta Pedersen: Nachrichtenbilder müssen ehrlich sein
Quelle: obs/news aktuell GmbH/dpa/Britta Pedersen
In einem Interview mit dem Blog Treibstoff, einer Webseite der dpa-Tochter news aktuell, hat die dpa-Fotografin Britta Pedersen über ihre Arbeit gesprochen. Anlass war, dass ihr Fotos eines Karpfenfischers als eines der dpa-Fotos des Jahres ausgezeichnet wurde. Der Fisch hat sich ordentlich gewehrt, erinnert sich Britta. Als größte Herausforderung, zu einem solchen Foto zu kommen, nannte sie aber: den Zugang zu bekommen und vor allem auch die Zeit zu haben, dies neben der aktuellen Arbeit umzusetzen. Für die Berlinerin ist wichtig, dass Nachrichtenbilder ehrlich sind: Sie müssen die Situation so wiedergeben, wie sie vor Ort auch war.
Mobile Technik bringt einem Reporter mehr Interviewpartner
Der finnische Journalist Panu Karhunen hat untersucht, wie Menschen auf Reporter reagieren: Bei einem Journalisten mit einem Smartphone in der Hand blieben Passanten eher zu einem Interview stehen als bei zwei Journalisten mit professioneller Kameratechnik:
Mobile journalism can offer greater accessibility to a story than traditional TV journalism. Often, journalists get closer to the story and subject by working alone with a smartphone.
Für die Studie im Auftrag des Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford beobachtete Karhunen jeweils 200 Menschen in Helsinki. Der Reporter stellte Augenkontakt her und fragte dann: May I ask a question? Bei dem Reporter mit kleiner Smartphone-Technik blieben 43,5 Prozent der Passanten stehen, 33,5 Prozent ließen sich auf das Test-Interview ein. Bei dem Zweier-Team mit Kamera blieben nur 29,5 Prozent stehen, 21 Prozent erklärten sich zum Interview bereit. Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger, wenn da ein einfacher Mensch ist und nicht gleich ein Team mit großer Ausstattung.
The interviews showed that mobile journalism increases accessibility rather than diminishing it. It was suggested that greater accessibility through mobile journalism will change storytelling and narrative as well.
Als möglichen Nachteil nennt der Autor, dass die Ausstattung mit dem Smartphone weniger professionell wirkt, dass dadurch die Glaubwürdigkeit beeinträchtigt sein könnte. Das aber lässt sich ja durch das Auftreten des Reporters kompensieren. Der Vorteil mobiler Technik, die Distanz zu einem Befragten zu verringern, könnte noch deutlicher zum Tragen kommen, wenn Reporter nicht einfach nur da stehen, sondern auf Menschen zugehen - da entscheidet oft der erste Eindruck, ob sich ein Gegenüber eher verschließt oder zum Gespräch bereit ist.
Umsatz bei dpa leicht gesteigert - intensives Arbeitsprogramm angekündigt
Die Deutsche Presse-Agentur hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 136,2 Millionen Euro erzielt, nach 133,5 Millionen 2015. Wegen neuer Bilanzierungsvorschriften gibt das Unternehmen die reale Steigerung mit 0,9 Millionen Euro oder 0,8 Prozent an. Beim Gewinn der dpa GmbH, der die Überschüsse der Tochtergesellschaften und Beteiligungen enthält, gab es einen Rückgang um 22,8 Prozent auf 1,39 Millionen Euro. Dabei wirkten sich die höheren Kosten der großen Sportereignisse im Olympiajahr 2016 aus. Für das laufende Jahr nannte Geschäftsführer Peter Kropsch keine konkreten Erwartungen, sagte aber, "dass das Arbeitsprogramm, das wir uns für die nächste Innovationsperiode vorgenommen haben, außerordentlich intensiv sein wird". Ein Ziel ist es, die Medienkunden bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle zu unterstützen. Von besonderer Bedeutung seien dabei das internationale Bildangebot, Video und soziale Medien, heißt es in der Pressemitteilung.