die richtige Schreibweise ausländischer Namen ...
ist nicht immer einfach zu bestimmen: Heißt der sibirische Fluss Jenissej, Ienissei, Yenisey oder Enisej? Alle Schreibweisen sind möglich. Für Leser ist es aber lästig, den Strom in einem Artikel heute so und morgen so bezeichnet zu sehen. Und für Redaktionen ist es ärgerlich, wenn die eine Nachrichtenagentur vom Jenissej spricht, die andere aber von Ienissei.
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen bemühen sich deswegen seit vielen Jahren um eine Vereinheitlichung der Schreibweisen.
Dazu gehören Richtlinien für den Umgang mit Personennamen und geographischen Namen aus nichtlateinischen Schriftkulturen, nach praktischen und pragmatischen Erwägungen, die über Jahrzehnte hinweg von Nachrichtenagenturen abgestimmt und vereinbart wurden.
- Personennamen, geographische Namen und geographische Bezeichnungen aus Ländern, in denen lateinisch geschrieben wird, werden grundsätzlich nicht transkribiert. Dasselbe gilt für Länder (z.B. China), für die eine verbindliche (offizielle) lateinische Transkription eingeführt ist oder für Länder, in denen die lateinische Schrift offiziell gebraucht wird.
- Individuelle Transkriptionen einzelner Personen werden, soweit sie bekannt sind, respektiert.
- Für notwendige Umschriften aus nichtlateinisch schreibenden Ländern gelten vorrangig die Transkriptionssysteme, wie sie im Duden I (Ausgaben bis 18. Auflage) vorgegeben sind. Sie können allerdings nur angewendet werden, wenn Originalschreibweisen verfügbar sind. In allen anderen Fällen, vor allem bei der Übernahme aus englisch- oder französischsprachigen Quellen, gelten die folgenden Regeln.
- Bei Ländernamen, den daraus abgeleiteten Adjektiven, Einwohnerbezeichnungen und Namen der Hauptstädte gelten bis auf die verabredeten Ausnahmen die Schreibweisen des Viersprachen-Länderverzeichnisses des Auswärtigen Amtes.
Für einzelne Länder und Regionen wurden folgende allgemeine Transkriptionsregeln vereinbart:
Arabische Länder, Iran, Israel
für Transkriptionen aus dem Englischen wird folgendes vereinfachtes Verfahren verwendet
(Fachleute der Arabistik mögen die mangelnde Differenzierung verzeihen)
Englisch | Deutsch | Beispiele |
aw, ew | au | Fawzy zu Fausi, Tewfik zu Taufik |
h (am Wortende) | entfällt bei Ortsnamen | Hillah zu Hilla |
j | dsch | Jabir zu Dschabir |
kh | ch | Khalid zu Chalid, Akhbar zu Achbar |
ou | u | Youssef zu Jussef |
q | k | Quatar zu Katar |
s (zwischen Vokalen) | ss | Mosul zu Mossul |
sh | sch | Shamir zu Schamir |
tz, ts | z | Merez zu Meres |
v | w | Hoveida zu Howeida; Ausnahmen: David, Avraham |
y (als Konsonant) | j | Yassir zu Jassir |
y (als Vokal am Wortende) | i | Aly Sabry zu Ali Sabri |
z | s | Azis zu Asis |
- Besonderheiten "el" und "al"
Die in Namen enthaltenen Artikel "el" und "al" folgen der englischen Transkription (bei dpa: durchgehend "al"). Dies gilt auch für weitere Varianten wie "as" oder "an". Ein folgender Bindestrich entfällt. Bei der Zweitnennung werden diese Personennamen am Satzanfang groß geschrieben: "Al Sistani", in der Satzmitte klein: "al Sistani".
- Festgelegte Personennamen
Die Schreibweisen der Namen
• Abdel
• Abdullah
• Ahmed
• Izchak
• Mahmud
• Mohammed
sind festgelegt. Andere Varianten werden nicht mehr verwendet.
- Ausnahmen für die Transkription aus dem Englischen
Namen aus Algerien, Dschibuti, Tunesien, Marokko und Mauretanien werden unverändert übernommen, da die vorherrschende Umschrift französisch orientiert ist. Französisch sprachige Namen aus Libanon werden nicht transkribiert.
Russland
Liegt ein russisches Original vor, wird nach modifizierten Regeln aus Duden - Die deutsche Rechtschreibung (Der Duden; Bd. 1), 21. Auflage, 1996, Seite 86, Russisches Transkriptions- und Transliterationssystem transkribiert.
Bei englischsprachigen Texten gelten folgende Regeln:
Englisch | Deutsch | Beispiele |
ch | tsch | Kuchma zu Kutschma |
kh | ch | Khvastov zu Chwastow |
ks | x | Aleksander zu Alexander |
s (zwischen Vokalen) | ss | |
sh | sch | Shoigu zu Schoigu |
shch | schtsch | Yushchenko zu Juschtschenko |
tz,ts | z | Yeltsin zu Jelzin |
sh | sch | Shamir zu Schamir |
tz, ts | z | Merez zu Meres |
v | w | Andropov zu Andropow |
y | j | bei Endung mit ey: Alexej |
y | j | vor einem Vokal: Yevgeny zu Jewgeni, Ilya zu Ilja |
y | i | bei Endung: Georgy zu Georgi |
y | y | wenn das y als Vokal gebraucht wird: Tschernomyrdin, Tschernobyl |
z | s | Kozyrev zu Kosyrew |
zh | sch | Zhirinovsky zu Schirinowski |
- Festgelegte Personennamen
Die Schreibweisen der Namen
• Alexander
• Anatoli
• Andrej
• Dimitri
• Gennadi
• Georgi
• Jewgeni
• Sergej
• Valentin
• Viktor
• Wassili
sind festgelegt. Andere Varianten werden nicht mehr verwendet.
für Afghanistan gelten grundsätzlich die Transkriptionsregeln für die arabischen Länder
vereinbarte Schreibweisen:
Badachschan (Provinz) | Badghis (Provinz) | Baghlan (Provinz) | Bamian (Provinz) | Chost (engl.: Khost) |
Dschosdschan | Farjab (Provinz) | Ghorbund-Tal | Herat | Hindukusch |
Kandahar | Khyber-Pass | Kundus (Provinz) | Pul-i-Kumri | Salang |
Sar-i-Pul (Provinz) | Schebergan | Schibar-Paß | Scherabad | Tachar (Provinz) |
Personennamen
Burhanuddin Rabbani | Gulbuddin Hekmatyar | Mullah Mohammed Omar |
Raschid Dostum |
sonstige Bezeichnungen
Hesb-i-Islami | Hesb-i-Wahdat | Mudschahedin |
Bangladesch
gültig ist die offizielle englische Transkription. Ausnahme: der Landesname Bangladesch (nicht: Bangladesh)
Bulgarien
Hier gelten grundsätzlich die Regeln für die Russisch-Transkription. Früher wurden bulgarische Namen so ins Deutsche transkribiert, dass aus einem "w" am Ende ein "ff" wurde (etwa in Schiwkoff). Das ist heute nicht mehr üblich.
China
maßgeblich ist die offizielle Pinyin-Umschrift (deutsche mit englischer Schreibweise identisch).
Ausnahmen: historische Namen wie Mao Tse-Tung, Peking (statt Beijing).
Griechenland
Bei Übernahme aus dem Englischen wird aus dem "c" ein "k". Namen werden nicht "eingedeutscht" - ein Kontantinos wird also kein Konstantin.
Irak
grundsätzlich gelten die Transkriptionsregeln für arabische Länder (s.o.)
Schreibweisen geographischer Orte (nach Vereinbarungen der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen
- Akrah
- Ali el Gharbi
- Amadijah
- Amarah
- Anah
- Asamijah
- Bagdad
- Basra
- Dahuk
- Diwanija
- El Fau
- Erbil
- Falludscha
- Habbanijah
- Halabdscha
- Hille
- Hit
- Kerbela
- Kirkuk
- Kurna
- Ninive
- Ramadi
- Rumeila
- Rutba
- Sachu
- Safwan
- Samarra
- Sindschar
- Suleimanijah
- Tikrit
- Umm Kasr
Japan
gültig ist die offizielle englische Transkription - Ausnahmen sind eingeführte Exonyme wie Tokio oder Fudschijama
Südkorea
seit Anfang 1984 gilt für Südkorea das McCune-Reischauer-System als offizielle Umschrift. Alle Bestandteile von Personennamen beginnen mit einem Großbuchstaben. Bindestriche im Namen entfallen. Nordkoreanische Namen werden wie Namen aus Südkorea behandelt.
Serbien
Serbisch wird sowohl lateinisch (Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina) als auch Kyrillisch (Serbien, Montenegro, Mazedonien) geschrieben. Die lateinische Schreibweise ist die buchstabengetreue Übertragung der kyrillischen und umgekehrt. Ein unserem "d" ähnlicher Buchstabe, der im lateinisch geschriebenen Serbischen oder Kroatischen vorkommt, wird in ein "dj" umgesetzt (z.B. Tudjman, Djilas). Akzente über den Buchstaben "c", "z" und "s" werden meist ignoriert und nicht entsprechend ihrem Laut umgesetzt.
Somalia
Namen werden nicht transkribiert, weil Schreibweisen in lateinischer Schrift verbreitet sind.
Sudan
Namen werden wie arabische Namen behandelt und nach den Nahost-Regeln transkribiert.