Das Agenturkürzel dapd steht für einen entscheidenden Abschnitt in der Geschichte von Nachrichtenagenturen in Deutschland. Mit der Insolvenz der dapd im Jahr 2012 wurde die jahrzehntelange Vielfalt von Nachrichtenagenturen in Deutschland und das damit verbundene Angebot unterschiedlicher Darstellungen zum aktuellen Geschehen massiv eingeschränkt. Zuvor gab es jahrzehntelang fünf große Nachrichtenagenturen (neben kirchlichen Anbietern und Spezialdiensten). Übrig geblieben sind dpa und die beiden deutschsprachigen Dienste von AFP und Reuters.
Zu dem einstigen Quintett gehörte der Deutsche Depeschendienst (ddp), der 1971 von acht ehemaligen Mitarbeitern der US-Nachrichtenagentur UPI gegründet wurde - vorausgegangen war die Einstellung des deutschsprachigen UPI-Dienstes. 1992 übernahm ddp den ADN, die ehemalige Staatsagentur der DDR. Zeitweise unterhielt ddp neben der Zentrale in München und dem Hauptstadtbüro Berlin acht Landes- und 22 Korrespondentenbüros. Nach einer wechselvollen Geschichte mit unterschiedlichen Gesellschaftern gelangte ddp 2004 an die bayerische Beteiligungsgesellschaft Arques Industries des Investors Peter Löw. Dieser übernahm ddp im Januar 2009 zusammen mit dem Investor Martin Vorderwülbecke in Privatbesitz.
In seinem 2020 erschienenen Buch "Flusenflug. Die Bekenntnisse eines Firmenjägers" schrieb Löw, der ddp sei für Arques ein "Fremdkörper" gewesen, der nicht zu den anderen Unternehmen gepasst habe. Deshalb habe er mit Vorderwülbecke beschlossen, die Nachrichtenagentur "zu zweit in Eigenregie, quasi als Hobby" zu betreiben. In Berlin fanden sie für ddp eine neue Zentrale mit Blick auf das Bundeskanzleramt, wo in einem neuen Hochhaus gleich vier Etagen angemietet wurden. "Wir waren also zum Wachstum verdammt", schrieb Löw.
Mit ihrem Gespür für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen nutzten die beiden Investoren die Chance, dass Associated Press damals erheblich unter der Finanzkrise von 2008/09 zu leiden hatte. Der von AP für 2009 auswiesene Gewinn von 8,8 Millionen Dollar lag um 65 Prozent niedriger als im Vorjahr, der Umsatz fiel um zehn Prozent auf 676,1 Millionen Dollar. Unter diesem Eindruck beschloss die Nachrichtenagentur, sich von ihrem deutschsprachigen Dienst zu trennen. Ohne diese Entscheidung wäre AP 2009 in die roten Zahlen geraten, erklärte die Agentur in ihrem Finanzbericht und bezifferte die einmalige Einnahme aus dem Verkauf mit 13,2 Millionen Dollar.
Das Angebot, den deutschen AP-Dienst an ddp zu verkaufen, "war natürlich genau der Schub, den wir uns vorgestellt hatten", schrieb Löw.
Die AP GmbH hatte auch nach der Zeitungskrise der Jahre 2001 bis 2003 einen jährlichen Umsatz von 13 Millionen Euro erzielt und war mit einem Gewinn von etwa 2,5 Millionen Euro profitabel. Die Muttergesellschaft in New York bemühte sich daher zunächst um einen Verkauf des französischen AP-Dienstes, was 2007 aber zunächst scheiterte. Die ersten Gerüchte über den Verkauf der AP GmbH kamen im Sommer 2009 auf. Am 31. Oktober informierte die AP-Spitze die deutschen Beschäftigten - insgesamt gab es damals rund 110 feste Mitarbeiter - über ihre Pläne auf einer Betriebsversammlung, ohne konkrete Details nennen zu können.
Nach mehreren Verhandlungsrunden wurde der Verkaufsvertrag am 8. Dezember 2009 unterschrieben. Mit dem gleichen Datum schrieben die ddp-Eigentümer an die AP-Mitarbeiter: "Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass die ddp media holding AG mit sofortiger Wirkung die Associated Press GmbH übernommen hat." Das neue gemeinsame Unternehmen wurde zunächst als ddp international GmbH geführt, die Meldungen sollten mit der Kennung ddp/AP verbreitet werden. Kurz danach wurde die Bezeichnung in Deutscher Auslands-Depeschendienst (DAPD) geändert, die Meldungen sollten mit der Kennung APD laufen. Dagegen wandte sich jedoch der Adventistische Pressedienst (APD), eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Die deutschsprachigen Meldungen aus der Nutzung der AP-Dienste wurden daraufhin mit dem Kürzel APN verbreitet. Das Namenschaos endete im September 2010 mit der Gründung der dapd Nachrichtenagentur als gemeinsames Dach für die ehemalige ddp und den ehemaligen deutschen AP-Dienst. Löw schrieb dazu: "Wir entschieden uns nach langem Hin und Her für DADP (sic), da dort die Wortelemente der ddp und der AP vertreten waren und wir uns einen gewissen Wiedererkennungswert versprachen." Chefredakteur bei dapd wurde im April 2010 Cord Dreyer, der zuvor die Redaktion von dpa-AFX geleitet hatte. Zur Einweihungsfeier der Berliner Zentrale kam auch der damalige Bundespräsident Christian Wulff.
In seinem zweiten Jahr trieb dapd die Expansion weiter voran. Ein eigener Sportdienst wurde aufgebaut, um das Ziel zu bekräftigen, dpa verzichtbar zu machen. Dafür wurden mehrere Redakteure des zu AFP gehörenden Sport-Informations-Dienstes (sid) abgeworben. Im Juni 2011 wurde die französische Sipa Press gekauft, mit der erklärten Absicht, auch in Konkurrenz zur AFP zu treten. Für das Jahr 2011 legte dapd einen "Sozialreport" vor, der über die Entwicklung der Beschäftigung und "Verbesserungen am Arbeitsplatz" informieren sollte. Demnach hatte dapd Ende 2011 insgesamt 515 Angestellte, nachdem es 2010 noch 307 gewesen waren. Unter diesen waren 378 redaktionelle Mitarbeiter (nach 276 im Jahr zuvor). Die Zahl der dapd-Standorte stieg 2011 von 22 auf 35. Zusätzlich ausgebaut wurden laut dapd-Sozialbericht die Zentrale in Berlin sowie die Büros in München und Magdeburg. Für die redaktionelle Arbeit wurde 2011 das Redaktionssystem Mars eingeführt, das von der österreichischen APA übernommen und an eigene Bedürfnisse angepasst wurde.
Ein 2011 eingerichteter Beirat sollte "die Unabhängigkeit der journalistischen Berichterstattung garantieren". Vorgesehen war auch "eine Appell-Ebene, auf welcher Redakteure und Journalisten Beschwerde einlegen können, wenn sie sich zum Beispiel in ihrer journalistischen Freiheit eingeschränkt fühlen". Zu den Mitgliedern des Gremiums gehörten der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, der ehemalige Chefredakteur der CSU-Parteizeitung Bayernkurier, Wilfried Scharnagl (1938-2018) und der ehemalige ZDF-Intendant Dieter Stolte (1934-2023).
Kennzeichnend für dapd war ein betont nach außen getragener Optimismus als "eine der führenden und stark wachsenden Nachrichtenagenturen in Europa". Seinen Umsatz steigerte das Unternehmen 2011 von 24 auf nahezu 32 Millionen Euro und bewertete dies mit den Worten: "In fast allen Bereichen hat die Agentur ihre angestrebten Ziele erreicht, oftmals sogar übertroffen."
Zum Sommerfest von dapd kamen 2012 auch Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Löw sprach in seiner Rede davon, dass dapd "einer der größten Jobmotoren der Branche" sei. Wenige Monate danach folgte der jähe Absturz. "Die erhöhten Kosten konnten durch die wachsenden Umsätze schlicht nicht ausgeglichen werden", erklärte Löw in seinem Buch "Flusenflug". So habe dapd seine Dienste für etwa 70 Prozent unter den Preisen von dpa angeboten. Die Kunden seien nicht bereit gewesen, höhere Preise zu akzeptieren. "Da war ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Nachdem also die Subventionen aus meinem Geldbeutel versiegten, konnte die Gesellschaft die wieder neu auflaufenden Verluste nicht mehr aus eigener Kraft stemmen und meldete Insolvenz an."