Nachrichten mit dem Zeichenstift begreifen
Wenn verwirrende Nachrichten eintreffen, greift Isa Lange zu ihrem weichen Bleistift (3B) und fängt an zu zeichnen. Es ist ein Weg, um mich zu konzentrieren und mit dieser Masse an Nachrichten klarzukommen, die ja jeder täglich in seinem Smartphone mit sich rumträgt, erklärt sie. Wenn ich zeichne, dann bleibt die Zeit stehen.
In memory of every individual and his family.#notjustanumber #Lampedusa #Flüchtlinge pic.twitter.com/fWxNUuY1c2
— Isa Lange (@stadtmaulwurf) 19. April 2015
Eine der ersten News-Zeichnungen, die sie veröffentlichte, war im April 2015 das Bild eines Flüchtlingsboots im Mittelmeer, das Meer dargestellt als Strichliste mit der Zahl der Toten, die damals beim Untergang eines Boots ertranken. Über Twitter veröffentlichte sie das Bild mit dem Hashtag #notjustanumber. Danach dienten ihr regelmäßig Fotos von Journalisten oder Momentaufnahmen aus Nachrichtensendungen im Fernsehen als Vorlage. Die Situation der nach Europa kommenden Flüchtlinge war eines der drängendsten Themen des Jahres 2015, und Isa Lange hat dies auch danach immer wieder beschäftigt wie hier in der Zeichnung zu einem Foto des AFP-Bildjournalisten Aris Messinis:

Isa Lange, Illustration nach einem Foto von Aris Messinis/afp
Ich halte die Nachrichten in Skizzen fest, damit sie nicht so schnell verfliegen. Durch die Zeichnungen findet man vielleicht überhaupt erstmals einen Zugang zum Thema. Mit den Zeichnungen möchte ich auf die wichtige Arbeit von Fotojournalisten aufmerksam machen, sie sind die Augen vor Ort, Zeugen des Geschehens.
In einem Blogbeitrag für das Media Governance & Industries Lab an der Universität Wien hat die Zeichnerin das Anliegen ihrer Serie Nachrichten zeichnen erklärt: News the slow way. In der Timeline der aktuellen Medien gehe es jeden Tag neu um ein Aushandeln von Zeit, Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit. It is necessary to slow down and concentrate. Because the respective news items deserve this attention.
Nicht von ungefähr ist es oft das Auslandsgeschehen, das die News-Zeichnerin beschäftigt. Sie hat auch US-Präsident Donald Trump oder Bundeskanzlerin Angela Merkel gezeichnet. Aber ihr Blick richtet sich bevorzugt auf das Schicksal einfacher Menschen, die sich hilflos mit einer Situation konfrontiert sehen, die sie nicht selbst gestalten können. Wiederholt hat sie Illustrationen nach Filmbeiträgen des ARD-Weltspiegels gezeichnet, etwa zum sechsten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Ihre Metabilder halten fest, was in der direkten Medienveröffentlichung oft schnell verfliegt, hier den Moment, in dem Hiroshi Kanno und seine Frau Fumiko zusammen Fotos aus ihrer zerstörten Vergangenheit betrachten.

Isa Lange, Illustration nach einem Filmbeitrag von Uwe Schwering, ARD-Weltspiegel vom 5.3.2017
Die Zeichnerin nimmt Kontakt auf zu den Fotografen oder Autoren der Filmbeiträge, recherchiert zu den Umständen, wie die Aufnahmen entstanden sind. Weil es eine Inflation an Bildern gebe, verwende sie keine Fotos aus unbekannter Quelle, sagt Isa Lange, die als Pressesprecherin der Universität Hildesheim auch beruflich mit Medien in Kontakt ist. Mit der Digitalisierung habe sich die Verbreitung von Information ungeheuer beschleunigt. Im Smartphone dränge sich das gesamte Weltgeschehen. My way to focus is to draw. Inzwischen erscheinen ihre Zeichnungen auch regelmäßig in der Wochenendbeilage Sonntag des Redaktionsnetzwerks Deutschland der Madsack-Mediengruppe in Hannover.

Leser der Cumhuriyet demonstrieren vor dem Büro der Zeitung, einen Tag nachdem 13 Journalisten festgenommen wurden. Teslim Olmayiz – Wir geben nicht auf: Mit dieser Schlagzeile reagiert die Zeitung auf die Festnahmen. Isa Lange, Illustration nach einem Foto von Ozan Köse/afp
Jahresumsatz von Reuters News um vier Prozent gestiegen
Der journalistische Geschäftsbereich des Informationskonzerns Thomson Reuters hat im vergangenen Jahr eine Umsatzsteigerung um vier Prozent auf 304 Millionen Dollar erzielt. Damit hat die Nachrichtenagentur einen Anteil von 2,7 Prozent am Gesamtumsatz (11,166 Mrd). Allein im vierten Quartal ging es mit Reuters News um fünf Prozent nach oben, auf einen Quartalsumsatz von 77 Millionen Dollar. Damit schneidet die News-Sparte besser ab als der Gesamtkonzern, bei dem der Quartalsumsatz um ein Prozent auf 2,860 Milliarden Dollar zurückging. Der Quartalsbericht enttäuschte die Wall Street, der Aktienkurs verlor bei Eröffnung 3,2 Prozent an Wert.
Agenturjournalismus in der Ära Trump: Nie einschüchtern lassen
Auch Nachrichtenagenturen müssen sich auf das ziemlich spezielle Verhältnis des neuen US-Präsidenten Donald Trump zu Journalisten einstellen.
.@POTUS: "I have a running war with the media. They are among the most dishonest human beings on the earth." pic.twitter.com/w3z4Pr9xLm
— Fox News (@FoxNews) 21. Januar 2017
Der Chefredakteur von Reuters, Steve Adler, spricht in einem Blog-Beitrag davon, dass es jetzt sehr viele Fragen und Überlegungen zur Berichterstattung über die neue Regierung in Washington gibt:
The air is thick with questions and theories about how to cover the new Administration.
Was also ist die Antwort von Reuters? Adler erklärt, dass es alle möglichen Vorschläge, aber nur eine zu Reuters passende Art und Weise der Berichterstattung gibt. Diese ergibt sich aus vielfältigen Erfahrungen von Reportern in Ländern, die ein zumindest gespanntes Verhältnis zur Pressefreiheit haben oder diese erst gar nicht akzeptieren:
I am perpetually proud of our work in places such as Turkey, the Philippines, Egypt, Iraq, Yemen, Thailand, China, Zimbabwe, and Russia, nations in which we sometimes encounter some combination of censorship, legal prosecution, visa denials, and even physical threats to our journalists.
Das künftige Ausmaß an Einschränkungen journalistischer Arbeit seitens der US-Regierung sei in keiner Weise absehbar. Aber für Reuters gebe es stets Prinzipien, was zu tun und was zu lassen sei. Dabei empfiehlt Adler:
Never be intimidated
Der Chefredakteur von Reuters erinnert die Agenturjournalisten an ihre über 165 Jahre entwickelten Grundsätze zur Überprüfung von Informationen im Sinne einer unverfälschten Berichterstattung und postuliert selbstbewusst:
We make a difference in the world because we practice professional journalism that is both intrepid and unbiased.
Peter Kropsch übernimmt Vorsitz der dpa-Geschäftsführung
Zum 20. Januar hat Peter Kropsch den Vorsitz der Geschäftsführung bei dpa übernommen. Der 51-Jährige übernimmt die Aufgabe von Michael Segbers, der mehr als vier Jahrzehnte lang für dpa im Einsatz war und mit 65 Jahren in den Ruhestand geht. Kropsch war 20 Jahre lang für die österreichische Nachrichtenagentur APA tätig; er leitete die Agentur von 2009 bis 2016. In einem Interview mit kress.de sagte Segbers: Wir hatten und haben Mitarbeiter, die sich schnell vom alten dpa-Denken abgekoppelt hatten, die den Karren ziehen wollten. Wir hatten und haben mehr innovative Leute, als viele denken.